Logbuch der Expedition „Weihnerdsmarkt 2024“
Am Sonntag, den 01.12.2024 habe ich zum ersten Mal eine Messe als Aussteller besucht. Genauer gesagt den Weihnerdsmarkt von NextHeroes in Völklingen. Die Messen und Cons, die von NextHeroes dort veranstaltet werden, besuche ich schon seit drei Jahren frequent und zufrieden, als ich dieses Jahr sah, dass dort auch Autoren teilnehmen dürften, wollte ich unbedingt zuschlagen. Nach der Anmeldung und etlichen Vorbereitungen in den vergangenen Wochen habe ich also in Hemd, Hose, Sakko und mit meinem randgefüllten Koffer im Gepäck die Segel nach Völklingen gesetzt. Anstatt eines einfachen Erfahrungsberichts über die Zeit vor Ort, dachte ich mir, Auszüge aus meinem persönlichen Logbuch hier reinzustellen. (Achtung, nicht ganz ernst zu nehmen!)
Logbuch des Expeditionsleiters
Eintrag 1
9:10 Uhr
Wir sind angekommen. Zuhause behaupten diverse Stimmen, dies sei das gelobte Land, ob es sich dabei jedoch nur um bloße Legenden handelt oder nicht, können wir nun endlich am eigenen Leib erfahren. Meine Truppe ist recht klein, nur Wenige haben den Mut gefunden, eine so gefährliche Reise ohne Garantie auf Wiederkehr zu starten. Genauer gesagt besteht mein Expeditionsteam aus einer (In Zahlen: 1) Person, nämlich mir selbst. Die Rollenverteilung war dadurch recht schnell abgehandelt, ich habe mich nämlich freiwillig als Handwerker, Ersthelfer, Fährtenleser, Koch sowie Expeditionsleiter gemeldet. Der Nachteil daran ist, dass nun weit mehr Kompetenzen auf mir lasten, als mir vergütet werden, aber solange wir als Team zusammenarbeiten, kann nichts schief gehen. Erster Punkt der Tagesordnung: Wir müssen das Lager aufbauen und das recht zügig. Ein frischer Wind weht mir um die Nase und abgesehen davon, dass ich vermute, dass hier gerade noch einmal gelüftet wird, kann das nur eins bedeuten: Ein Sturm zieht auf!
Eintrag 2
10:00 Uhr
Das Lager steht, die Waren liegen aus und die Truppe ist beruhigt. Noch können sie sich entspannt zurücklehnen… naive Burschen. Wissen gar nicht, was auf sie zukommt! Ich habe mich umgesehen und mit den Einheimischen verständigt. Alle sehr nett hier, die Sprachbarriere stellte auch keine große Hürde dar. Zum Glück kann ich auf ein breites Repertoire der saarländischen Mundart zurückgreifen, das hat mir die Anstellung eines Fährtenlesers erspart. Wenn ich eins nicht gebrauchen kann, ist es, noch ein hungriges Maul zu stopfen! An diesem Sammelpunkt des Handels haben in der Zwischenzeit noch etliche weitere Expeditionsgruppen ihr Lager aufgeschlagen. Einige größer und prunkvoller als unseres, aber ich bin sicher, dass wir mit Zuversicht und Expertise unser Ziel erreichen können – namentlich: Mindestens fünf Bücher zu verkaufen.
Eintrag 3
11:00 Uhr
Es beginnt. Die Massen strömen in das Herz der Halle und verteilen sich gleichmäßig an den Ständen. Das geschulte Auge erkennt sofort, wer zu den Frühaufstehern gehört und das Event gern in Ruhe und in vollen Zügen genießt. Da drüben sehe ich einen geduldigen Jäger auf der Pirsch. Er beschnuppert jeden Stand einzeln, markiert sein Revier besonders bei den Autorentischen. Zunächst vermute ich gar nicht, dass er an meinem Lager Halt macht, doch plötzlich ist er am Haken. Das Wort „Neinkerjer“ auf meinem Roll-Out, was für die Einheimischen so viel wie „Neunkircher“ bedeutet, also zur Stadt Neunkirchen gehörig, hat ihn anscheinend gelockt und er beginnt ein Gespräch mit mir. Ich begrüße ihn höflich und spreche mit ihm über meine Arbeit und meine Herkunft, während ich der Truppe subtil ein Zeichen gebe sich bereit zu machen. Natürlich raffen sie nichts und sitzen auf ihrer faulen Haut… zuverlässige Truppen findet man heutzutage nur noch selten. Da passiert es, ohne zu zögern, leitet der Jäger die Transaktion ein. Ich schreie mit allem, was meine Lunge hergibt: „Wir haben einen, alle Mann auf Gefechtsstation!“ und reiße die Truppen damit aus dem Tagschlaf. Der Jäger wünscht eine lange Signatur auf Mundart. Ich bin so aufgeregt, dass ich bei seiner Aussprache und dem Lärm in der Umgebung kein einziges Wort verstehe. Ich bitte ihn es zu buchstabieren, er sagt „Das is das scheene an Mundart, jeder schreibd, wie ers will.“ Ich denke mir gemäß der alten Lehren meiner Vorfahren „Peifedeggel“ und schreibe ihm irgendetwas Unlesbares und Unverständliches rein. Der erste Verkauf ist somit abgeschlossen, auf dass noch einige mehr zu Stande kommen.
Eintrag 4
12:00 Uhr
Nach einer anfänglichen Welle, kommen die Besucher gerade nur tröpfchenweise herein. Das ist also dieses Phänomen des „Mittagstiefs“, auch „Mittagsloch“ genannt. Ich unterhalte mich ein wenig mit den Kollegen in den Lagern zu meiner Linken und Rechten. Wir knüpfen Kontakte und tauschen uns über die Expedition aus. Links von mir steht Jeremy, Münchner Legende, der auf seinen vielen Reisen die Hangaia Chroniken verfasst hat. Zumindest den ersten Teil, den er aktuell auch ausstellt, der zweite folgt im nächsten Jahr. Ich inspiziere sein Angebot und kaufe ein Exemplar von „Not the Hero“. Außerdem treffe ich auf Carolin Summer, die in ihrem Lager eine Vielzahl an Büchern ihrer Weltenwechsler Reihe zur Verfügung stellt. Auch hier plündere ich die Kassenbestände unseres eigenen Lagers und kaufe „Sammelsurium der Zeit“. Bin jetzt schon gespannt, ob mich beide Werke überzeugen. Die Zeit des Lesens ist allerdings noch nicht gekommen, jetzt ist die Zeit des Verkaufens. Aktueller Stand: Drei Exemplare. Die Hälfte ist geschafft.
Eintrag 5
13:00 Uhr
This is it, dafür sind wir angereist. Nach dem Tröpfeln zur Mittagsstunde, stürmen nun Scharen von unterhaltungshungrigen Besuchern herein. Die Stände um mich herum werden zahlreich besucht, was meine Sicht und mein Gehör durcheinander bringt. Ich befinde mich nun sozusagen im Auge des Sturms und einige mutige Seelen kommen auch zu meinem Stand, unter Anderem Hiobsbotschaft, eine Cosplayerin, die ich seit vielen Jahren kenne und ein alter Freund namens Tim. Auch er kauft ein Exemplar, schenkt mir seine Unterstützung und beehrte mich mit seiner Anwesenheit. Die Zeit vergeht, die Kasse klingelt. Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht. In dem einen Moment kommt niemand, in einem anderen muss ich zwei Kunden gleichzeitig versorgen. Es ist aufregend und die Truppe scheint zufrieden, wenn auch ziemlich ausgelastet. Da kommen schon die nächsten Kunden und sie greifen schon nach der Ware, den Geldbeutel gezückt… ich muss den Eintrag hier unterbrechen. Es gibt viel zu tun!
Eintrag 6
16:00 Uhr
Der Ansturm war nervenaufreibend aber lohnenswert! Wir haben unser Pensum von fünf Büchern bei Weitem übertroffen und sind bei acht Verkäufen gelandet (wub wub). Das macht einen Umsatz von über 110€. Kein Wort zum Buchhalter, der vermiest einem nur den Tag mit seiner ewigen „Umsatz ist nicht gleich Gewinn“-Rede. Die Verkäufe stärken die Moral der Mannschaft und das hat sie derzeit auch schwer nötig. Wir alle sind erschöpft. Meine Füße tun höllisch weh, nicht wegen den Schuhen, die sind bequem, aber das ewige Stehen ist viel anstrengender als gedacht. Ich beschließe sie auszuziehen, schließlich kann man sie hinter dem Lager sowieso nicht sehen. So stehe ich nun also barfuß im Lager und warte darauf, was der Tag noch bringt.
Eintrag 7
17:00 Uhr
Ruhe kehrt ein. Die Masse hat der Halle den Rücken gekehrt und nur noch wenige Schlendern an unserem Lager vorbei. Dennoch konnten wir weitere Verkäufe erzielen. Zwischenzeitlich taucht auch Dan, einer der Organisatoren der Messe auf und erzählt mir vom Vegan Fantasy Fair. Handelt es sich dabei um das nächste Expeditionsziel? Ich werde dem Hauptquartier davon berichten und sehen, was sich machen lässt. Der Hunger plagt die Truppe. Ich schicke den Koch in die Küche und bitte ihn für meine Leute ein Festmahl zu kreieren. Er kommt mit Milchhörnchen vom Aldi zurück. Nicht das, was ich mir unter einem Festmahl vorgestellt habe, aber in der Not frisst der Teufel fliegen. Ich inhaliere also zwei Hörnchen und stehe mir weiter die Beine in den Bauch. Noch eine Stunde, dann wird das Lager abgebaut.
Eintrag 8
18:00 Uhr
Die letzte Stunde galt als Ehrenrunde. Ich unterhalte mich während des Abbaus mit den Kollegen und wünsche ihnen eine gute Heimreise. Während ich nur zwanzig Minuten nach Hause benötige, dauert es bei Ihnen Stunden, bis sie in ihrer Heimat ankommen. Teilweise überqueren sie sogar die Landesgrenze. Hätte nicht gedacht, dass tatsächlich so viele von außerhalb das kleine Völklingen besuchen, dennoch bin ich darüber froh gestimmt. Ich suchte Kupfer und fand Gold, denn unser Ziel von fünf Verkäufen haben wir letzten Endes verdoppelt. Zehn Bücher haben wir verkauft und damit eine stolze Summe (die unsere Kosten bei weitem nicht deckt) umgesetzt. Die Details kläre ich Zuhause mit dem Buchhalter, schließlich kommt es nicht auf die reine Gewinnerzielung an, sondern geht es um das Abenteuer. Und das war durch nichts zu ersetzen. Der Koffer ist gepackt, vom Lager ist nur noch der nackte Verkaufstisch übrig. Ich nehme Abschied von den Kollegen, auf dass wir uns eines Tages wiedersehen, doch für mich und meine Mannschaft heißt es jetzt erst einmal: Setzt die Segel! Wir fahren nach Hause.